Erlebnisbericht Halle 2006 "Sag Hallo zu Halle"

Sag Hallo zu Halle
von Philipp Regener

Nach einem scheinbar nicht enden wollenden Martyrium, welches in den frühen Stunden des Tages begann und dem die hierfür zuständigen dunklen Mächte die Bezeichnung „Zugfahrt von Dortmund nach Halle mit einstündigem Aufenthalt in Hannover“ gegeben haben, stehe ich endlich in einem schönen holzvertäfelten und mit einer Treppe ausgestatteten Sälchen in einer Haller (oder Halleschen?) Jugendherberge, nuckele an einer Flasche Cola und harre der Dinge, die da kommen sollen. Genauer gesagt, dem offiziellen Beginn der 4. Impronale, dem von der in Halle ansässigen Gruppe Kaltstart ausgerichteten Improfestival.
Wir schreiben den 8. 12. 2006, es ist früher Nachmittag, das Klima ist mild, die Stimmung erwartungsvoll. Und mittendrin ich. Wie schon einige Wochen zuvor zum Festival in Würzburg hat mich mein Wunsch nach Halle geführt, etwas über Impro im allgemeinen und die Angehörigen der kleinen Gemeinde der Freunde des improvisierten Theaterspielens zu erfahren und darüber, was, hüstel, so geht neben Theatersport und kurzen Spielen. Welcher Ort wäre dazu besser geeignet als ein Festival, in dessen Verlauf renommierte alte Hasen und auch junge Hüpfer mit neu erarbeiteten Langformformaten in den Wettbewerb um den Improkal gehen? 3 Tage lang gibt es tagsüber Workshops zu den verschiedensten Improthemen, und abends präsentieren die Wettbewerbsteilnehmer ihre neuen Formate.
(Ich bin sehr dankbar für diesen Ablauf des Festivals. Ähnlich einem Improspiel wird er auch meinem Versuch, all die geballten Eindrücke in Worte zu kleiden, eine Struktur geben. Halten wir uns also bis auf weiteres an die Chronologie der Ereignisse. Ende des technischen Einschubs.)  
Langsam füllt sich der Saal (der ein bisschen so wirkt, als käme gleich Hercules Poiret die Treppe hinunterstolziert, um den Anwesenden zu verkünden, wer denn nun den Schlossherrn umgebracht hat) mit eintrudelnden Improwütigen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich. Meet and Greet wo man hinguckt, bekannte Gesichter allenthalben. (Gute Gehirnübung: Ordnen Sie jedem dieser bekannten Gesichter den richtigen Namen zu sowie etwaigen Gruppennamen und Ort des ersten Kennenlernens. Eine Herausforderung, an der wahrscheinlich sogar Adrian Monk scheitern würde.) Gottseidank sind auch einige Jungs und Mädchen aus dem heimatlichen Ruhrgebiet da, von Ruhrknall, den Hottenlotten und einer noch namenlosen Gruppe, zu deren Mitgliedern zu zählen ich das Glück und die Ehre habe.
Und dann geht’s los. Katja Blüher und Franka Söll begrüßen alle Teilnehmer, stellen sich selbst, ihre Handvoll wackerer Helfer (Busfahrdienst, Organisation, Künstler- und Teilnehmerbetreuung…) und schließlich die Leiter der verschiedenen Workshops vor.
Als da wären (Trommelwirbel): Anja Balzer aus Bochum (Status),  Enno Kalisch aus Mannheim (improvisierte Songs), Verena Lohner aus Hannover (Impro und Tanz), James Libby aus Wien (Zweier-Impro) und Bernd Witte aus Dortmund (Impro mit Objekten).
Kleine Nebenbeobachtung: während die Herren unter den Lehrkräften eher ein praktisch-sportliches Globetrotter-Outfit zu bevorzugen scheinen, haben sich die Damen allesamt sehr chic angezogen. Ein Trend? Wir werden sehen… Während ich noch über Modefragen nachsinne, finden die Teilnehmer der einzelnen Workshops zueinander und ich muss mich plötzlich in einer ziemlich überschaubaren Zeitspanne entscheiden, bei welchem ich nun den stillen Beobachter gebe. Ich folge meinem Impuls und entscheide mich für Mr James Libby aus Wien. Auf geht’s…

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Zweier-Impro mit Mr Libby

Betroffen und ziellos husche ich durch die Straßen von Halle und bin mir nur einer Sache bewusst: ich kann kein Impro, ich bin absolut falsch auf der Bühnenseite einer Show und sollte zufrieden sein, einfach zuzuschauen und dabei meinen Spaß zu haben. Was ist passiert? Ich werfe meine Angel aus und fange mir einige Erinnerungsfetzen ein. Schnitt. 3 Stunden zuvor…
Nachdem wir den schönen Proberaum betreten haben, eröffnet mir Jim, dass einer der angemeldeten Teilnehmer erst am nächsten Tag in Halle eintrifft und bietet mir an, heute am Eröffnungstag am Workshop teilzunehmen. Super Gelegenheit, denke ich. Dass sich der Kurs an Spieler mit mehreren Jahren Spielerfahrung richtet (die ich nicht habe; mehrere Monate trifft es in meinem Fall eher. Und das hauptsächlich im Bereich Training), ignoriere ich einfach. Hey, ich bin gut, das weiß ich. Sozusagen ein Improwunderkind. (Während ich dies schreibe, steigt eine leichte Schamesröte in mein Gesicht.) Bevor ich dann ziemlich schnell an meine Grenzen geführt werde, stellen sich erstmal alle vor.
James ist ein müüüüüüder Amerikaner (nach einem Spiel mit dem Nachtzug aus Salzburg direkt nach Halle gekommen; aufgewachsen in Maine), lebt und arbeitet in Wien als Schauspieler, Regisseur und Schauspiellehrer und spielt in zwei Gruppen Impro: den English Lovers und dem Ur-Theater. Und er ist ein phantastischer Improspieler (wie ich mich im Laufe der WM bei einigen im Ruhrgebiet ausgetragenen Begegnungen selbst überzeugen konnte; spontan, ideenreich, nach Bedarf unterstützende oder treibende Kraft) und sich dessen auch bewusst (persönlicher Eindruck).
Und dann beginnt es nach einer Aufwärmrunde mit Zweierübungen zum Thema Wahrnehmung und Dem-Mitspieler-Sinn-Geben: einer nimmt eine Pose ein und der andere reagiert auf ihn, definiert ihn und sich und vervollständigt das Bild in mehreren Stufen. Zunächst stumm, dann mit Dialog, dann je nach Gefühl. Die Herausforderung hierbei besteht für mich darin, keine zu eindeutige Haltung einzunehmen, was ich erst bemerke, als James mich darauf hinweist. Schon wieder was gelernt, klasse.
(Und gleichzeitig denke ich: Damn! Ich wollte doch alles richtig machen; Jim und vor allem mir beweisen, dass ich schon alles kann und Unterweisung nun überhaupt nicht nötig habe. Wie nennt man so eine Einstellung, die der von Leuten ähnelt, welche für den wöchentlichen Besuch der Putzfrau erstmal die Wohnung saubermachen? Der richtige Fachbegriff lautet…: Dämlich!)
Und nach einer kurzen Pause spielen wir einen Reigen, wobei ich mich aus einem Grund dann endgültig überfordert fühle. Alles, was ich je gelernt habe, ist verschwunden. Vor lauter Aufregung merke ich nicht einmal, wie ich abgeklatscht werde. Wahrnehmung gleich Null. Ärger und Scham machen es noch schlimmer. Hirnwichserei verursacht Kurzschluss, und ich bin froh, als es endlich vorbei ist. Nicht, weil der Workshop enttäuschend ist, sondern weil ich erkannt habe, dass es für mich wahrlich noch zu früh ist, um aktiv an einem Fortgeschrittenenkurs teilzunehmen. Doch nun genug der Jammerei.
Schnitt. Zurück in den Straßen von Halle, wo ich mich nach meiner anfänglichen Bestürzung inzwischen beruhigt habe und überlege, was ich mitgenommen habe. Eine private Erkenntnis: Üben, üben, üben, am Ball bleiben. Und nun die improrelevanten Enthüllungen:
Beispielsweise hasst Libby das „5-4-3-2-1-Los!“-Einzählen, das er für Zeitschinden hält und nur aus deutschen Landen kennt. Strammes Einzählen als typisch deutsches Impromerkmal?  Bei Shows in Amerika übernehmen laut Libby die Zuschauer das Einzählen als ungeduldige Aufforderung an zaudernde Spieler, wenn’s nicht sofort losgeht, quasi als Mahnung. „Denk nicht, spiel!“, was wahrscheinlich die schwierigste Voraussetzung für das Improspielen ist.
(Wie Douglas Adams schrieb: „Das Fliegen ist eine Kunst, oder vielmehr ein Trick. Du musst Dich einfach auf den Boden fallen lassen, nur daneben.“) Vielleicht liegt das Einzählen hierzulande auch in einem übertriebenen Sicherheitsgefühl begründet: Bloß keine Fehler machen, bloß nicht zu früh oder zu spät anfangen, bloß nicht falsch sein. (Ein Thema für mindestens eine Doktorarbeit in den Bereichen Kulturgeschichte und Theaterwissenschaft: kulturelle Unterschiede des Improspielens. Gibt’s eine solche eigentlich schon? Falls ja, wäre ich erfreut, sie mal lesen zu dürfen.)
Ein anderes Feld, über dessen Weite ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht nachgedacht habe: Tausendundeine Möglichkeit, auf der Bühne einen Cut zu machen.  
„Warum immer Stop und abklatschen?“ Gute Frage. Es folgt eine Demonstration verschiedener Schnittvarianten, die eben diese Version, die wir in der Übung gerade alle benutzt haben, wahrlich etwas plump wirken lassen; vom stummen Übereinkommen, zu zweit oder allein auf die Bühne zu gehen, um eine neue Szene anzufangen, wobei die Spieler der vorherigen Szene entweder in den etablierten Charakteren integriert werden und sich nur Zeit, Ort und Situation ändern oder nur jemand neues dazukommt, oder sie plötzlich ganz neue Rollen spielen oder merken, dass sie nicht mehr gebraucht werden, bis hin zum „Alex-Cut“ (benannt nach einem Teilnehmer aus einem von Libbys früheren Workshops), der im pantomimischen Runterschieben der aktuellen Szene samt ihrer Spieler besteht, die sich natürlich auch bewusst runterschieben lassen müssen. All dies erfordert natürlich die Aufmerksamkeit aller Beteiligten und die Fähigkeit, mitzukriegen, was um sie herum passiert. Und meine abschließende, bahnbrechende Erkenntnis lautet: etwas zu sehen ist etwas anderes, als es zu tun.
Impro setzt Fähigkeiten voraus, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite das Selbstbewusstsein, auf sich und seine Ideen zu vertrauen und darauf, dass sie rechtzeitig kommen und sie präsentieren zu können. Auf der anderen Seite die Sensibilität, auf seine Mitspieler einzugehen und sie und ihre Ideen gut aussehen zu lassen. Sich um sich und sein Wohlbefinden kümmern und um das der Anderen. Szene dominieren, wenn es benötigt wird und man es will und die Kollegen unterstützen, wenn das gefragt ist und die Beobachtungsgabe, zu erkennen, was gerade gefragt ist. Nicht zuviel nachdenken; das blockiert und man verkrampft. Trotzdem bewusstes Wahrnehmen seiner selbst und seiner Mitspieler. Hmmmm, Selbstvertrauen/Vertrauen in andere, Dominanz/Unterwerfung, unbewusstes Bewusstsein, Aktion/Reaktion, Stimme/Körper, Idee/Handlung, Gelingen/Scheitern, eigene Vorstellungen/Vorstellungen von außen, Engelchen/Teufelchen, Yin/Yang … Bin ich hier auf ein Muster gestoßen? (Berichterstatter/aktiver Teilnehmer, objektiv/subjektiv…)
These: Das Improvisationstheater befindet sich im Spannungsfeld all dieser Gegensätze und wahrscheinlich noch einiger mehr und seine Spieler halten sie im Gleichgewicht (wie zwei gleichgepolte Magneten, die sich gegenseitig in der Schwebe halten).
(Und vermutlich gibt es auch hierzu noch eine entgegengesetzte These, die genauso wahr ist.)
Ich bin überwältigt und bleibe mitten im Weihnachtsmarktsgetümmel ohne Vorwarnung plötzlich stehen, was mir einige sächsische Flüche einbringt (zu Recht; ich hasse es selbst, wenn Leute so etwas tun). Wird sich das Dualitätsmuster durch das ganze Festival ziehen? Welche Gegensatzpaare erwarten uns noch, sich eigentlich ausschließend und doch zusammengehörend?
Ich blinzle, sitze plötzlich in der ersten Reihe in einem Theatersaal, wo in wenigen Augenblicken die erste Show im Wettbewerb um den Improkal stattfinden wird, spiele einen sehr müden Schreiberling, der sich auf ein wenig leichte Unterhaltung freut und bin gespannt auf das Theater Nu und sein verlorenes Gepäck.

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Kunst und Beziehungskisten

Doch zuvor stehen warme Begrüßungsworte und einiges Einleitendes auf dem Programm; wir befinden uns schließlich auf der Auftaktveranstaltung des Improkalwettbewerbs.
Ich lehne mich zurück und lausche der Intromusik, einer Swingversion von Van Halens „Jump“, die mir besser zu gefallen weiß als das Original. Moderator des Wettbewerbs ist Ralf Schmidt, der in seiner Begrüßung eine hochinteressante Beobachtung mit uns teilt: es gibt einen Trend zum Nicht-So-Gut-Angezogen-Sein bei männlichen Improspielern (aha!!!), dem er durch das Tragen feinen Tuches entgegenwirken möchte.
Katja Blüher und Franka Söll zeigen die Geschichte der Impronale auf und schildern, wie sich aus der Begeisterung über die Festivals in Berlin und Würzburg der Wunsch entwickelte, selber eins in Halle auf die Beine zu stellen.
Danach gewähren uns die beiden Einblicke in den Auswahlprozess der für den Wettbewerb nominierten Gruppen: Franka erzählt, dass den Einladungen an die Gruppen lange Diskussionen vorausgegangen sind, dass man dann aber nach ungefähr vier guten Stunden alle Teilnehmer beisammen gehabt hat.
Und Katja betont den Anspruch des Festivals und seiner Organisatoren: die Vorstellung neuer Formate mit innovativen Momenten in einem insgesamt stimmigen Programm.
Nach diesem offiziellen Teil präsentiert Herr Schmidt den wirklich wunderschönen, von Verena Lohner aus Hannover gestalteten Pokal und erläutert das Abstimmungsprozedere. Nach jeder Show ist das Publikum dazu eingeladen, mittels des Ausfüllens eines Zettels die verschiedensten Aspekten des gerade Erlebten zu bewerten (Spielfreude, Kontakt zum Publikum…). Diese Zettel werden dann ausgewertet, um so den Sieger zu bestimmen.
Und jetzt wird es auch wirklich Zeit: meine Damen und Herren, Lost Luggage mit dem      Theater NU, einer Art deutsch-russischem Allstarprojekt aus den drei Ms: Mannheim, München, Münster. Mit dabei: Enno Kalisch, Roland Trescher, Eugen Gerein und Irmhild Willenbrink. (Das Theater NU besteht aus auffällig vielen Improkal-Siegern der letzten Jahre.)
In seiner Anmoderation kündigt Enno an, dass wir jetzt einen Reigen zu sehen bekommen, als dessen Ausgangspunkt am Flughafen verlorene Gegenstände dienen. Zu diesem Zweck haben wir Zuschauer zuvor Gelegenheit gehabt, einen vor dem Theatersaal aufgestellten Koffer mit mitgebrachten Gegenständen zu versehen. In ebendiesen Koffer greift Eugen nun hinein und zieht eine Eieruhr heraus. Und alle, die bei Impro an lustige Wettkampfspiele denken und an fluffige Unterhaltungshäppchen, erleben in der nächsten Stunde aber mal so was von ihr blaues Wunder. Denn es gibt Kunst, Baby. Ausgehend von besagter Eieruhr geht es in der nächsten Stunde in sehr abstrakten Bildern, Gesten und Dialogen um, mal sehen, Kommunikation und ihre Unmöglichkeit, Sterblichkeit, Streit in Beziehungen und das Verrinnen der Zeit. Währenddessen untermalt (oder besser: übermalt) der im Publikum sitzende Künstler Mehrdad Zaeri das ganze mit spontan aus Wasser, Papierstückchen und allerlei Alltagsgegenständen geschaffenen Bildern, die mittels eines Tageslichtprojektors analog zum Bühnengeschehen über dasselbe quasi kommentierend geworfen werden (komplizierter Satz, I know).
Ein Beispiel: ein Paar führt ein Beziehungskrisengespräch; er spricht russisch, sie deutsch. Währenddessen stellt jemand anders eine Uhr da, deren Zeiger unbeirrt in ihrem zeitmessendem Tun voranschreiten, wobei wir per Mikro das Ticken der aufgezogenen Eieruhr hören. Gleichzeitig läuft Enno im Kreis um das Paar herum.
Hm. Beeindruckendes Bild, zweifellos. Beim Betrachten löst das tatsächlich einiges in mir aus, was Empfindung und Gedanken angeht (ich werde mich allerdings hüten, hier eine Interpretation zu wagen; meine Eindrücke sind nicht die Deinen, geschätzter Leser, und eine improvisierte Szene über den Moment hinaus mit einem wie auch immer gearteten Anspruch auf Allgemeingültigkeit analysieren zu wollen, scheint mir doch einigermaßen sinnlos zu sein. Und wäre vermutlich auch nicht im Sinne der Erfinder). Trotzdem bin nicht nur ich es, der ein wenig irritiert ist, was allerdings nicht in der Qualität der, statt Show möchte ich fast lieber Performance sagen, sondern eher im Clash persönliche Erwartungshaltung vs. Tatsächliches Bühnengeschehen begründet liegt.
Und schon wieder ein Spannungsverhältnis: einerseits lebt Impro bei vielen Formaten von dem Versuch, die Wünsche des Publikums zu erfüllen oder zumindest in einer Auseinandersetzung mit diesen Wünschen und dem Spiel mit ihnen. Andererseits steht die Frage im Raum, ab wann dieser Versuch den Spieler in seinen Ideen, Handlungsmöglichkeiten und nicht zuletzt seinem Wohlbefinden einschränkt und ihn zu einer Art Theater-Jukebox macht. Und so die Gefahr entstehen lässt, dass er sich beim ach so freien Improspiel (alles improvisiert, keine Texte, keine Inszenierung, wow!) auf Dauer vielleicht unbewusst nur noch auf eingefahrene Routinen zurückgreift. Ich selbst spiele noch nicht lange genug Impro, um das tatsächliche Ausmaß einer solchen Gefahr ermessen zu können; sie scheint mir dennoch vorhanden zu sein, zumal wenn man sich nur auf eine einzige Form beschränkt, also nur Matches oder nur kleine Spiele oder nur Harolds spielt.
Lost Luggage liefert den Beweis, dass Impro auch bedeutet, mal alle vorgefertigten Einstellungen und Erwartungen über Bord zu werfen. Es muss nicht zwangsläufig lustig sein. Oder eine leicht verständliche Handlung haben. Oder sich überhaupt an traditionellen Erzählformen halten. Stattdessen scheint die Einstellung des NU-Theaters eher ein „Fangen wir einfach mal an und gucken, wo es uns hinführt, und wenn es uns nirgendwo hinführt, auch gut, Hauptsache, wir haben eine gute Reise“ zu sein. Ein hehrer Anspruch, der in dieser Form nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt, wenn ich mich im Publikum so umgucke und –höre.
Aber die Auseinandersetzung darüber, warum mir etwas gefällt oder auch nicht und die  unmittelbare Diskussion darüber mit anderen Zuschauern ist vermutlich das Beste, was eine Show auslösen kann. Und die Möglichkeit dazu mit das reizvollste an einem Festival wie der Impronale.
Kurze Pause, und dann beginnt die zweite Show des Abends. Rucksack geschultert, festes Schuhwerk angezogen, denn nun begeben wir uns mit den Love Scouts auf Spurensuche im Beziehungsdschungel.
Ein Mann, eine Frau und die nützlichen Tips aus Beziehungsratgebern. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Publikum (Wer ist in einer Beziehung? Wer hat schon mal das Scheitern einer Beziehung miterlebt?), erläutern Nicole Erichsen und Gunter Lösel, worum es gleich gehen wird, nämlich um das Entstehen von Beziehungen, wie sich zwei Menschen kennen lernen, wie sie sich verlieben, welchen Verlauf ihre Beziehung nimmt und welche Hindernisse und Probleme während des Zusammenraufens und im Verlauf der Jahre auftreten können.
Als Inspirationsquelle dient zwischendurch immer mal wieder ein von einem der Zuschauer aus den auf der Bühne vorhandenen Büchern ausgewählter Beziehungsratgeber.
Dann werden die beiden Charaktere getrennt voneinander vom Publikum ausgestattet, um danach in einem vorher bestimmten Setting das erste Mal aufeinander zu treffen und sich dort kennen zu lernen.
Schnitt in eine Schwimmhalle, dem Treffpunkt von Victoria Amelie, ihres Zeichens Poker spielende Hostess, und Franz Herfurter, dem zweimal geschiedenen Besitzer eines Beerdigungsinstituts, der zwei Kinder hat und zum Komplimentemachen neigt.
Vor unseren Augen entspinnt sich in einem unterhaltsamen Reigen die Geschichte einer Liebe. Außerdem kommen vor: Schüchternheit, nachlässige Noch-Partner, missglückte Essens-Einladungen und vereinzelte, sehr schöne Gesangseinlagen, u. a. über den Jugendtraum von Franz, sich für immer in der Dunkelheit eines Kleiderschranks verstecken zu können.
Nach einer knappen Stunde (Schätzung, da Uhr kaputt) haben wir eine sehr gute, solide und unterhaltsame Show gesehen.
Ich betätige mich nun alsbald als Pfadfinder der Träume und freue mich auf den nächsten Tag an der Saale.

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Das klingt nach einem Lied. Zumindest beinahe…

Aufstehen, duschen, Frühstück. Habe phantastisch geschlafen und muss mich beim Genuss des Frühstücks mit der Entscheidung herumschlagen, wohin es mich heute zieht. Ich pfeife so vor mich hin. Das klingt gut, denke ich und meine damit sowohl die gepfiffene Melodie als auch die Idee, den Tag mit einem Lied auf den Lippen zu beginnen und deshalb Enno Kalischs Workshop zu wählen, der sich mit dem improvisierten Song beschäftigt.
Im schönen Proberaum eingetrudelt (überhaupt sind die bis jetzt von mir heimgesuchten Workshop-Locations allesamt hell, freundlich und dem kreativen Lernen sehr zuträglich. Gestern habe ich beim ersten Blick auf den Lageplan in der Jugendherberge gedacht, oje, das ist ja alles ziemlich weit voneinander entfernt, aber dieser Eindruck hat sich als falsch erwiesen.) beginnen wir alle zusammen mit einigen Atem- und Körperübungen, um uns erstmal warm zu machen (Wir? Uns? Jawohl, Euer ergebener Chronist hat mit der freundlichen Erlaubnis Ennos und des Kurses den Arsch hochgekriegt, um den letzten Rest an Müdigkeit zu beseitigen, den die Dusche nicht geschafft hat. Mit anderen Worten, mitgemacht.) Als Enno dann die Gitarre auspackt, ziehe ich mich dann allerdings wieder zurück und bin ganz Ohr und Auge.
Einen großen Kreis bildend legen sich alle eine Hand auf die Brust und stimmen in die Melodie ein, die Enno vorspielt; zuerst meckernd, dann ein Auto imitierend, dann nur mit dem R-Laut. Anschließend gilt es, mit zwei Fingern zwischen den Zähnen ohne Unterbrechung dazwischen die Laute AOE und danach IOU zu singen/sprechen.
Zwei Äußerungen Ennos hierzu erscheinen bemerkenswert: „Der Weg zum Ton ist interessant und nicht, ihn zu erreichen.“
Und zur AOE-Übung: „Die Übergänge sind das interessante.“ Also der Zeitpunkt, an dem das A zum O wird. Dies spricht für eine Sicht auf Impro, die sich auch am Abend zuvor bei der Lost Luggage-Show gezeigt hat (wir erinnern uns: auch Herr Kalisch war mit dabei). Also eher prozess- denn ergebnisorientiert. Lass uns auf die Reise gehen und neugierig sein auf das, was wir unterwegs erleben und entdecken; wo wir ankommen wissen wir, wenn wir angekommen sind.
Die Übungen schulen Rhythmusgefühl und Zusammenspiel mit der Musik und den Mitspielern und stellen Techniken dar, mit deren Hilfe die Kursteilnehmer die für das Improvisieren von Liedern nötigen Fähigkeiten üben können; das jeweilige Lied (oder die improvisierte Szene) selbst, nur im jeweiligen Moment des jeweiligen Vortrags existent, ist das magische Ziel all dieser Übungen. In all den Workshops lernt man also nicht, wie die perfekte Solo- oder Genreszene aussieht (oder das perfekte Lied klingt). Vielmehr sind sie eine Art Wegweiser für die ersten Schritte einer Reise, die jeder Spieler dann für sich allein machen muss, so weit und so schnell er will.
(Just fällt mir etwas ein, das ich mal über Jazz gelesen habe. Sinngemäß hieß es: „Jazz ist kontrollierte Spontaneität. Nichts, was du planst, sondern etwas, das du tust. Du übst, du spielst deine Skalen, du lernst deine Riffs und dann konzentrierst du alles Wissen, alles Erlernte auf den einen Moment. Jeder Augenblick ist eine Krise, und du setzt dein ganzes Können ein, um diese Krise zu bewältigen. Keine Vergangenheit, keine Zukunft, nur der Augenblick und wie du mit ihm umgehst.“)

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Flasche schlägt Bierglas

Von der Sangeskunst zum Objekttheater: Bei Bernd Witte lernen die Kursteilnehmer, wie man mit Hilfe ganz unspektakulärer Alltagsgegenstände Figuren und Szenen schafft und das unsere Nagelscheren, Zahnputzgläser und Tennissocken Geschichten haben, die es wert sind, erzählt zu werden. Als ich der Begegnung und dem Konflikt zwischen einem Zopfgummi und einer Streichholzschachtel zuschaue, wird eines klar: unbelebt heißt nicht unbeseelt (eine Lektion, die schon Viktor Frankenstein lernen musste, wenn auch auf nicht ganz so angenehme Art). Die Spieler stehen hinter einer Art Kasperletheaterbühne, die ihnen ungefähr bis zur Brust reicht und bewegen ihren jeweiligen Gegenstand auf dem oberen Bühnenrand.
Ein wichtiger Aspekt scheint mir hierbei zu sein, dass jeder der beiden Spieler die Eigenheiten seines Gegenstandes nutzt; so bewegt sich die Streichholzschachtel an eine Raupe erinnernd kriechend vorwärts, indem Hülle und Schublade immer wieder auseinander- und zusammengeschoben werden, während das Zopfgummi durch seine Form und entsprechende Bewegungen einen Mund bildet, der vor sich hin plappert (in einer Sprache, die an die der stets unsichtbaren Lehrerin in den alten Peanuts-Zeichentrickfilmen erinnert, welche erst durch die Antworten der Schüler verständlich war). Beim Kriechen fallen Streichhölzer aus der Schachtel, das Haargummi ist zu neugierig, beugt sich zu weit runter und stürzt in den Tod.
Wirklich verblüffend finde ich, dass ich die ja eigentlich sichtbaren Spieler nach einer Weile gar nicht mehr wahrnehme, weil mich das kleine gegenständliche Drama so sehr gefangen nimmt. Das Gehirn ist ein erstaunliches kleines Organ; wenn es die Regeln kennt, filtert es die Sinneswahrnehmungen in der Art, dass wir zwar einerseits sehen, wie zwei Menschen diese Gegenstände halten (oder Spieler auf der Bühne unsichtbare Schränke öffnen oder unsichtbares Essen mit unsichtbarem Besteck von unsichtbaren Tellern essen, während sie an unsichtbaren Tischen sitzen), aber konzentriert sich auf das, was wir sehen sollen, so dass wir uns für die Dauer der Szene nicht über das absurde Verhalten der Typen da vorne wundern, sondern es als absolut sinnvoll akzeptieren. Wir lassen uns also von uns selbst täuschen, um Spaß an Impro zu haben. Voraussetzung dafür: wir müssen die Regeln kennen; das Hirn muss wissen, was in der jeweiligen Situation von ihm erwartet wird. Wenn wir einen Roman lesen, gar einen dem Fantasy- oder Horrorgenre zugehörigen, verdürben wir uns ziemlich den Spaß, wenn wir bei jedem Satz dächten: Elben gibt es nicht, verufene, von froschähnlichen Wesen bewohnte amerikanische Küstenstädte gibt es nicht. Ende des kurzen Ausflugs in die Wahrnehmungspsychologie. Bernd betont eine wichtige Grundregel: wenn ein Gegenstand etwas tut, muss der andere darauf reagieren (bzw. ihre Spieler müssen sie etwas tun und darauf reagieren lassen); wie beim, nun ja, Menschenimpro unterstützen sie sich, um sich gegenseitig gut aussehen zu lassen.
Als nächstes arbeiten die Kursteilnehmer mit persönlichen mitgebrachten Gegenständen.
Zuerst sucht sich jeder einen Platz im Raum, an dem er sich wohlfühlt und redet mit seinem Gegenstand; darüber wie es ihm mit diesem geht, über die gemeinsame Geschichte und gemeinsame Erlebnisse, und baut auf diese Weise eine emotionale Beziehung zu ihm auf.
Dann gilt es, das eigentlich wohlbekannte Mitbringsel (alles ist vertreten; von der Schere über den MP3-Player bis hin zum Handschuh) daraufhin zu untersuchen, ob seinem Besitzer/Spielpartner an ihm noch etwas Neues auffällt. Wie richt er? Wie sieht er aus? Wie fühlt er sich an?
Der Spieler legt das untersuchte Objekt wieder auf den Boden und entfernt sich von ihm, wobei er aber den Kontakt hält und weiter mit ihm spricht.
Daraus entwickelt sich ein allgemeines Durch-den-Raum-Laufen der mit ihrem Gegenstand redenden Improspielern. Bernd geht ebenfalls um und richtet den Fokus abwechselnd auf einzelne von ihnen. Der jeweils Erwählte wird lauter, so dass nach und nach jeder das Gespräch/die Geschichte der anderen mitbekommt. Ich höre Liebesgeschichten, kumpelselige Freundschaftsschwüre, Vorwürfe und Streitgespräche. Kontakt und Emotion vollbringen das nicht eben kleine Wunder, aus einem leblosen Ding einen quicklebendigen Gesprächspartner zu machen. Dialoge mit nur einem Sprecher. Nicht nur ein Trick, Magie!
Der Gegenstand bleibt ein Gegenstand. Er tut nichts. Er redet nicht. Er reagiert nicht. Oder?
Dadurch, dass wir ihn in der Spielsituation ernst nehmen, auf ihn eingehen und für diesen Augenblick einfach mal vergessen, was er ist, füllen wir ihn mit Leben. Wofür der oben genannte berüchtigte Wissenschaftler aus Ingolstadt ein bizarres Labor, einen zwielichtigen Assistenten, einen gigantischen Blitzableiter und die richtigen Wetterverhältnisse benötigte, schaffen wir dadurch, dass wir reagieren und kommunizieren. Und zwar mit uns selbst, wenn man es genau nimmt. Wir können uns ausdenken, wie unser Gegenstand sich fühlt, was er denkt und wie sein Charakter beschaffen ist. Und anders als bei einem menschlichen Mitspieler
können wir uns sicher sein, dass er nicht blocken und jede unserer Ideen annehmen wird.
Denn aus sich heraus tut er nichts. Er redet nicht. Er lässt uns und unsere Ideen nicht im Regen stehen. Wir haben in diesem Moment die absolute Kontrolle. Oder?

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Da sprach die Königin: es werden immer mehr!

Mit magischen Vorkommnissen der etwas anderen Art hat Anja Balzer es an diesem zweiten Tag zu tun bekommen, nämlich dem Phänomen der wundersamen Kursteilnehmervermehrung. „Gestern hatte ich vier Teilnehmer, heute sind es neun.“ Der Grund: Verspätung und Terminschwierigkeiten. Das Problem: die Gruppe, die schon am ersten Tag in den Genuss ihres Unterrichts gekommen ist, hat sich schon aneinander gewöhnt und zusammengerauft; die neuen könnten es schwer haben. Kein Problem für den blonden Charmebolzen aus Bochum;  Anja hat ihren Trupp gut im Griff, wie ich bei meinem kurzen Besuch am Nachmittag feststellen kann. Einen vom Kenntnisstand her ziemlich durchgemischten Trupp; neben Teilnehmern, die schon eine Weile Impro spielen, findet sich auch ein Mann, seines Zeichens Theaterpädagoge, der das noch nie zuvor gemacht hat (und erst  in wenigen Stunden seinen ersten improvisierten Theatergenuss als Zuschauer erleben wird!) und das ganze jetzt mal ausprobieren will.  
Auf der Speisekarte steht Status, und davon jede Menge. Das Salz in der Suppe des Spannungsaufbaus in der Beziehung zwischen zwei oder auch mehreren Menschen. Auch auf der Bühne. Und hier bin ich auch ganz bei den Grundlagen und Basics des Improtheaters angekommen. In fast jeder Szene ist das Verhältnis zwischen Hoch- und Niedrigstatus ein bestimmender Faktor für das Verhältnis zwischen den Charakteren und ihr Verhalten, egal ob man nun ein Genre-Replay, ein Synchro-Spiel oder eine längere Geschichte spielt; mal mehr, mal weniger deutlich.
Und viele Statusübungen wie Herr und Diener oder Statuskippe lassen all das Beiwerk weg und richten den Fokus auf diesen wichtigen Aspekt; fast eine Röntgenaufnahme, reduziert auf das wesentliche.
Dazu gilt es herauszufinden, was einen Hoch- bzw. Niedrigstatus ausmacht, Körperhaltung, Gesten, Mimik, Stimme und Sprechweise betreffend.
Eine Übung führt das auf verblüffende Weise vor: Alle Spieler gehen durch den Raum, um dann auf Anjas Kommando in Sekundenschnelle klarzumachen, wer von ihnen der König ist. Nach ein paar Runden dann die andere Seite der Medaille: „Einer von Euch gehört nicht zur Gruppe. Auf mein Kommando macht ihr sofort klar, wer. Dies ist eine nonverbale Übung!“
Verblüffend daran ist, dass man als Beobachter von außen sofort erkennt, wer der Erwählte bzw. der Verdammte ist, während bei den Agierenden noch Unsicherheit herrscht. Letzteres erfahre ich am eigenen Leib, als ich auf die freundliche Einladung der Kursleiterin hin selbst ein paar Runden mitlaufen darf.
Aber nach und nach kommen wir doch auf einige entscheidende Regeln. Zum Beispiel hat während der Wer-ist-der-Loser-Runden derjenige verloren, der zum Entscheidungszeitpunkt keinen Blickkontakt zu jemand anderem aus der Gruppe hat.  
Eine weitere Beobachtung: egal ob Status 1 oder Status 6, genauso wichtig wie die eigene Haltung ist die Reaktion eines Gegenübers; erst durch diese wechselseitige Bestätigung wird der Status definiert, der Herr zum Herren, der Diener zum Diener. Du kannst nicht König sein, wenn dein Diener dich nicht lässt. Und umgekehrt.

Nach diesen Lektionen verlasse ich die Probebühne (im Gegensatz zu den anderen Workshopwirkstätten eher an den Titel der Fernsehserie „Geschichten aus der Gruft“ gemahnend), stolpere in mancherlei Gedanken versunken über den Weihnachtsmarkt und fühle mich dann schließlich wahrhaft erhaben und wie ein König, als ich in der Gondel des kurz zuvor entdeckten Riesenrades sitze und über die Dächer von Halle blicke. Die Luft ist klar, kalt und erfrischend und der Himmel bietet alles auf, was  an phantastischen Dämmerungsfarben vorrätig ist. Bin gespannt, was der Abend noch zu bieten hat.

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Tollheit als Methode, made in Würzburg

In welchem Land ist eigentlich mein T-Shirt hergestellt worden? Diese Frage beschäftigt mich auf dem Weg vom Saaleingang bis zur Bühne, wo ich den gefragten Ort auf einer Weltkarte mithilfe einer Stecknadel markieren soll. Mich und alle anderen Zuschauer auch, denn das große Thema lautet Globalisierung, wenn die Kaktussen aus Würzburg gleich die Impronaleausgabe ihres Formats „Science and Fiction“ präsentieren. Das Konzept hierbei lautet grob „Harold meets Galileo“, also Wissensvermittlung mit Impromitteln. Ich habe in Würzburg schon einiges von und mit den Kaktussen sehen dürfen und bin nun gespannt wie ein in heimischer Produktion als Unikat gefertigter Flitzebogen.
Nadine und Topi haben noch einen Experten zum Thema mit dabei, an den sie sich immer mal wieder wenden werden, um sich und das Publikum mit Informationen zu versorgen und Antworten auf Fragen zu finden, die sich aus der Spielsituation ergeben.
In Reigen beginnt, viele Geschichten und Gespräche werden angerissen, unterbrochen und eventuell später wieder aufgenommen. Mit dabei: viele viele Requisiten, welche in Kartons verstaut sind und nach und nach  ausgepackt werden und sofort zum Einsatz kommen, und zwar auf eine Art und Weise, die eigentlich im krassen Gegensatz stehen zu der Handlung und dem Gesagten. So wird beispielsweise während eines Beziehungsgesprächs ein Spieler vom anderen auf dem Boden der Bühne festgetackert, ein anderes mal mit einer Wäscheleine gefesselt und geknebelt oder beide Spieler versuchen, ihre Shirts mit einer Art Einhandnähmaschine aneinander zu nähen. Groß. Thematisch geht es um Murmeln, die ein Kind dem anderen abschwatzt, lange Autofahrten, Beziehungskisten und Geschichten aus der Kindheit, die Nadine und Topi erzählen; immer vor dem Hintergrund der Globalisierungsproblematik. Jeder Spieler unterbricht ab und zu die jeweilige Handlung, um vom Publikum Meinungen („Ist die Globalisierung ein wichtiges Thema?“) oder vom Experten Antworten einzuholen über Kinderarbeit, Mindestlöhne und die Weltverteilung von Arm und Reich. Interessante Frage, die sie sich selber stellen: „Wissen wir eigentlich genug über das Thema, um uns überhaupt eine Meinung erlauben zu können?“ Nicht jede Frage wird beantwortet, aber fast alles an Kommentaren und Antworten als Anregung für das weitere Bühnengeschehen angenommen.
Aber auch ohne direkt angesprochen zu werden steht der Experte nicht einfach nur so auf der Bühne rum; angeregt vom Spiel der Kaktussen stöbert er die ganze Zeit nach Fakten, die er auf eine Tafel schreibt, wie beispielsweise der Mindestlohn von Frauen aus Drittweltländern, den sie für ihre Arbeit von internationalen Firmen erhalten, die wiederum als Anregung für die Spieler dienen können, das Bühnengeschehen aber in jedem Fall kommentieren, mal mehr, mal weniger abstrakt. Wie die Spieler selbst ist er Bühnenbild, Requisit und aktiver Teilnehmer an der Show zugleich. Alles und jeder steht im permanenten Dialog mit allem und allen anderen; ein Dialog, der allerdings nicht zwangsläufig irgendwo hinführen muss. Fragen werden viele gestellt, eindeutige Antworten gibt es nicht. Dafür aber Informationen, Denkanregungen für Spieler und Publikum und viele viele Geschichten, während die Marx Brothers eins der zur Zeit äußerst beliebten Fernseh-Wissensmagazine (Marke „Sendung mit der Maus für Erwachsene“) übernehmen und während der Moderation das Studio demontieren. Ich! Bin! Begeistert! Im Gegensatz zu „lost luggage“ am Abend zuvor, das mir trotz des sehr guten Spiels der Beteiligten zu hermetisch vorkam und für mich ein wenig zu sehr unter dem eigenen (Kunst-)Anspruch gelitten hat (den ich jetzt einfach mal unterstelle), macht heute alles Sinn. Auch wenn es das mal nicht tut. Die absurden, abstrakten und teilweise befremdlichen Aktionen wirken auf mich sehr viel spielerischer als gestern. Erstaunlicherweise scheint der relativ eng gesteckte thematische Rahmen und der eher zweckmäßige Anspruch „Wissensvermittlung“, der ja Teil des Showkonzepts ist, viel mehr Freiheit im Spiel und in der Umsetzung zu ermöglichen.
Nach der Show muss ich feststellen, dass nicht alle meine Einschätzung teilen, was wie am Abend zuvor wahrscheinlich mit der jeweiligen Erwartungshaltung an Impro zu tun hat, mit der sich jeder eine Show anschaut, wie folgende Aussage einer Zuschauerin belegt:
„Ich bin nach der ersten halben Stunde gegangen, weil ich mir so was schon jeden Tag in der Uni anhöre. Jetzt am Wochenende möchte ich mich entspannen und von einer Improshow unterhalten lassen.“ Meiner Meinung nach ist „Science and Fiction“ ein sehr unterhaltsames Format. Dennoch muss ich zugeben, dass es sich nicht gerade um eine Schenkelklopf-Gagsalven-Veranstaltung handelt; wer eine solche erwartet, muss zwangsläufig enttäuscht werden. Und irgendwie scheint die Gleichung Improtheater = lustig noch ziemlich dominant zu sein. Zu meiner Überraschung ist vielen Zuschauern gar nicht klar, dass sie gerade eine Improshow gesehen haben; sie halten das gerade Erlebte für eine von A bis Z durchinszenierte Aufführung. Ein aus der Erwartungshaltung resultierendes Missverständnis? Vermutlich. Hier liegt der Reiz eines Festivals wie der Impronale: in der Vorführung anderer Sicht- und Herangehensweisen auf und an Impro. Man hat Shows gesehen oder Matche und findet das gut. Und dann wird der Vorhang ein wenig weiter geöffnet und man erkennt: wow, da ist ja noch viel mehr.
Neben den skeptischen Stimmen stoße ich aber auch auf Begeisterung und Leute, die wie ich noch ganz hin und weg sind. Sätzen wie „Naja, ganz nett, aber auch nicht sooo doll; so la la halt“ begegnen mir nicht; es gibt kaum eine Grauzone zwischen „super!“ und „furchtbar!“. Womit wir mal wieder bei den Gegensätzen wären.

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Schweizer Schlagabtausch, Langform=Fehlanzeige

Zur zweiten Show des Abends, der letzten vor der Improkalverleihung, die im anderen Saal des Puppentheaters stattfindet, weiß ich nicht viel zu sagen. Die Schweizer Gruppe „Ohne Wiederholung“ präsentiert mit ihrem Format „Der Differenzler“ eine Show, die für mich total aus dem Festivalrahmen fällt. Ein Matchformat, dessen innovativer Bestandteil in der Punktevergabe liegt: jeder Spieler muss vor seiner Runde einschätzen, wie viele Punkte er vom Publikum bekommt; die Differenz zwischen seiner eigenen Einschätzung und dem tatsächlichen Ergebnis fließt dann in die Wertung mit ein. Nette Runden, gut gespielt (wenn ich mir auch  wünschte, dass die Damen und der Herr sich selbst und das Spiel ernst nehmen und nicht durch Grimassen beim Notieren der geschätzten Punktzahl ins Lächerliche ziehen würden), aber nichtsdestotrotz halt ein Match, was mir neben den ganzen anderen Formaten, in deren Genuss wir bis jetzt gekommen sind, ein wenig konventionell vorkommt. Aber das Publikum ist zufrieden. Und alle, die mit „Science and Fiction“ Probleme hatten, bekommen jetzt endlich, was sie wollen.
Bin gespannt, wer gleich den Improkal gewinnt…
Aber vorher sind die Damen und Herren Kursleiter gefragt, die in einem bunten Reigen die vier Wettbewerbsshows in improtechnisch verdichteter Form nochmal Revue passieren lassen. Und was soll ich sagen, Anja Balzer, Verena Lohner, Enno Kalisch (der als Mitglied des NU-Theaters Selbstironie beweist), James Libby und Bernd Witte haben es einfach drauf und bringen das charakteristische der jeweiligen Show auf brüllend komische Weise auf den Punkt. Abermals groß.
Und Sieger der Impronale und somit Gewinner des von Frau Lohner gestalteten Improkals sind… die LoveScouts aus Bremen mit ihrem Format „Pfadfinder der Liebe“. Beifall brandet auf. Zu Recht (obwohl Sieger meines Herzens immer noch die etwas geknickt wirkenden  und unverdient auf dem dritten Platz gelandeten Kaktussen sind und bleiben. Jawoll!)
Etwas später nach einem der vielen kleinen Spaziergänge des Festivals hat sich das zweite Bier mit meiner Erschöpfung verbündet. Beide drängen darauf, dass ich die Abschlussparty verlasse, bevor sie überhaupt richtig losgeht. Phantastische Idee. Noch mehr Eindrücke würden  meinen Kopf platzen lassen. Tschüß, bis morgen und viel Spaß noch. Ich kann nicht mehr, betätige die Stechuhr und falle mehrere hundert Meter weit über den verlassenen Weihnachtsmarkt die Hoteltreppe hoch direkt in mein Bett.

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Put on your red shoes…

Sonntag, relativ früher morgen. Da ich gestern meine linken Tanzbeine nicht mehr geschwungen habe, besuche ich dafür heute Verena Lohners Workshop „3-2-1-Tanzen machen!“.
Im Proberaum angekommen (ebenso wie Kalischs Kurs im ESG) startet der letzte Workshoptag sehr entspannt: Verena, die zur Steifen Brise aus Hamburg gehört und zusammen mit Knut Kalbertodt die Hannover Gruppe „Boheme und Bohei“ bildet, lädt zum Warmmachen. Jeder schnappt sich einen Stuhl und macht zur ruhigen Klaviermusik genau das, wonach ihm ist, egal ob Action oder Ausruhen. Aufgabe hierbei: nie den Kontakt zum Stuhl verlieren.
Davon ausgehend lautet dann die Aufgabe, sowohl seinen eigenen Stuhl zu behalten als auch den Stuhl eines anderen in seinen Besitz zu bringen. Wie können wir den anderen davon überzeugen, uns seinen Stuhl zu überlassen (selbstredend nonverbal und tänzerisch)? Die verschiedensten Möglichkeiten werden erprobt; langsame gebieterische Bewegungen ebenso wie laszive Verführung und Ablenkung durch Schnelligkeit.
Es folgt eine Übung im improvisierten Tanz mit 3 Freiwilligen, zufälligerweise 2 weiblichen und einem männlichen. Verena nutzt diese Konstellation für die Vorgabe „2 Frauen kämpfen um einen Mann“, was sofort zur allgemeinen „Oh nö, nicht so was Ausgelutschtes“-Reaktion führt. Verständlich, das hat man schon mindestens tausendmal gesehen; was soll es da neues geben? Andererseits ist die Zahl der Arten zwischenmenschlicher Beziehungen und Kontakte doch ziemlich begrenzt, wenn man mal drüber nachdenkt. Und gerade in dieser Vorgabe steckt einiges an Konfliktpotential, aus dem sich prima eine Geschichte entwickeln lässt. Als Handlungsort wird ein Fitness-Studio vorgegeben. Verena erläutert, dass die Herausforderung eben darin liegt, die Vorgabe jenseits aller Klischees zu lösen. Und beim Betrachten der Szene denke ich, dass eine Tanzszene hierfür ein hervorragendes Mittel sein kann und eine Möglichkeit darstellt, sich selbst als Spieler und die Zuschauer nicht zu langweilen, wenn eine auf das Publikum, das vielleicht zum ersten Mal einer Improshow beiwohnt, höchst originell wirkende Vorgabe erfüllt werden will, die man schon von seinen letzten sechs bis sieben Auftritten her kennt. Warum also nicht mal den Körper sprechen lassen, anstatt unter Umständen nur rumzustehen und sich ellenlange Sätze um die Ohren zu hauen (eigene Erfahrung)? Letzteres führt schnell auf die „road to nowhere“, das wussten schon die Talking Heads.
Lohner spricht denn auch von der „Macht der Improspieler, Klischees brechen zu können, die sich trotz der relativ überschaubaren Impro-Gemeinde schneller verfestigen, als man glaubt.“
Die nächste Szene (3 Frauen beim Briefeaustragen) beginnt als normale Spielszene, also mit Dialog, bis Verenas Anweisung die Spieler tanzen lässt, um danach wieder konventionell weiterzulaufen, freilich nur bis zum nächsten Kommando „Das klingt nach einem Tanz!“ Die Tanzthemen: mein erstes ausgestelltes Paket, mein früheres Leben im Gefängnis. Wie beim akustisch-musikalischen „Das klingt nach einem Lied“ ist ein Tanz ein ideales Mittel zur Auflockerung. Warum habe ich noch nie daran gedacht? Irgendwie scheint das Singen näher zu liegen und dem Improspieler (in diesem Falle mir) natürlicher vorzukommen (als wären Tanzszenen in Musicals nur Beiwerk!). Und warum? Die Antwort ist in meinem Fall ziemlich klar: Angst. Vor doofen Bewegungen. Davor, mich lächerlich zu machen. Falsch zu sein. (Wofür es auch beim Singen genug Anlass gäbe, aber da macht es mir nicht soviel aus; jedenfalls nicht mehr als die Bühne überhaupt zu betreten. Jedem seine Achillesferse…) Wow, Erkenntnisse. Ich nehme mir vor, das Stilmittel des Tanzes zukünftig nicht mehr so stiefmütterlich zu behandeln. Wir schauen uns noch eine Szene aus „Singing in the rain“ an, dann tanze ich fröhlich von dannen und lasse meinen Kugelschreiber mit den weissen Federn und der Donald Duck-Figur an der Spitze, welche bei Papierkontakt rot leuchtet, im Notizbuch Pirouetten drehen.

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Der lange Abschied

Unablässig nähert sich die Zeit des Abschieds; gottseidank vollzieht er sich in mehreren Stufen von mittags bis abends. Nach der letzten Workshopphase werden in einem Saal des ESG Schokoweihnachtsmänner, Gebäck, heiße und kalte Getränke und warme Abschiedsworte gereicht, Adressen ausgetauscht und die Ereignisse der letzten zwei Tage geordnet, besprochen und neue und alte Freunde begrüßt und verabschiedet, bevor sich die ersten von Halle verabschieden müssen.Schade, verpassen sie doch am Abend das von Kaltstart ausgerichtete Blind Date, genauer gesagt das Format „Kontakt“, das um 20h im Ackerbürgerhof stattfindet.
Bevor’s losgeht ist man als Zuschauer dazu angehalten, eine Art Kontaktwunschformular auszufüllen, in dem nach Namen, Beruf und Lebenstraum gefragt wird, sowie danach, was die Frau/den Mann auszeichnen soll, den man sucht. Ich überlege, ob ich die Wahrheit oder etwas Erfundenes schreiben soll und entscheide mich wegen akuter Phantasiearmut für ersteres (wenn man zuviel Zeit zum Überlegen hat, fällt einem meistens nichts ein; zumindest, wenn man ich ist). Und wünsche mir bei der zweiten Geschichte des Abends, ich hätte es nicht getan.
Die drei Spieler, Katja und Franka von Kaltstart sowie Alexander Terhorst sitzen zu Beginn auf Drehstühlen und lesen abwechselnd aus den eingereichten Fragebögen vor (übrigens nicht so viele wie erwartet, wie ich hinterher erfahre), wobei der gerade Lesende zum Publikum blickt und sich wieder umdreht, wenn ein anderer weitermacht, was eine sehr schöne Choreographie ergibt.
Die Zuschauer bekommen also eine kleine Übersicht der ganzen möglichen Charaktere geboten, bevor sich die Spieler für einen bzw. mehrere entscheiden, deren Geschichte sie nun anhand der geschriebenen Vorgaben erzählen.
Und ich bin schon irritiert, nun die Geschicke von Philipp zu verfolgen (dessen Lebenstraum es übrigens ist, mal einen Bestseller zu schreiben) und diesen Charakter als eitles Mamasöhnchen portraitiert zu sehen. Obwohl ich zugeben muss, dass Alexander Terhorst hervorragend spielt,will ich trotzdem ein Schild hochhalten, auf dem „Der Typ da vorne trägt nur meinen Namen und hat sonst nichts mit mir zu tun!“ steht. Zumal es wirklich witzig ist, was ihm beim Versuch, eine Beziehung zu führen, alles so passiert.
Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig Vorgaben nötig sind, um eine echte Figur entstehen zu lassen, in der man sich dann auch noch wieder erkennt (wenn man den Norman Bates-Aspekt in diesem Fall mal außen vor lässt). Sehr schönes Format und ein gelungener Abschlussabend einer phantastischen Impronale. Es gab viel zu sehen und zu diskutieren; verschiedenste Ideen und Vorstellungen konnten aufeinanderprallen und sich jeder seine Lieblingsgeschmacksrichtung aus der großen gemischten Improtüte mitnehmen. Und das Büdchen, an dem die Tüte erworben werden konnte, war schön, vorzüglich ausgestattet und bestens durchorganisiert. Hut ab für Kaltstart und die vielen vielen wackeren Helferlein für die Planung, Auswahl, Organisation, Logistik und das Arschaufreißen insgesamt und die unzähligen Litereimer voller Blut, Schweiß und eventuell auch der einen oder anderen Träne und auch für die Kilometer von aus Stahlseil gefertigten Nervensträngen, die extra verlegt worden sein müssen. Es! Hat! Sich! Gelohnt!
Und jetzt: entspannen, Biere zischen, heimwärts oder gen Hotel wanken, gute Nacht.

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Epilog: Schnitt. Ein paar Stunden zuvor   

Stadtführung durch Halle, Treffpunkt Weihnachtsmarkt. Die Versuchung ist groß, sich im Hotelbett zu verstecken und bis zum Abend zu schlafen, aber es gibt Gelegenheiten, die man sich nicht entgehen lassen kann. Die zahlenmäßig einigermaßen überschaubare Gruppe hat sich bald gefunden und wir folgen dem freundlichen Mann mit dem Erkennungszeichen-Kegel durchs Gedränge in etwas weniger bevölkerte Gefilde der Stadt. Dabei erfahren wir mancherlei Wissenswertes über Türme, von Künstlern opulent gestaltete Häuserwände und das eine oder andere Museum. Interessantes charmant präsentiert, so dass ich meine Müdigkeit trotz kalter Füße bald vergesse. Und dann der krönende Abschluss: ein Besuch auf einem alternativen Weihnachtsmarkt im Hof einer Art Künstler-Hausgemeinschaft. In Tonnen brennen wärmende Feuer. Und ich esse ein frittiertes, mit Knoblauchöl und Sauerrahm gesättigtes Weizenbrot nach ungarischer Art. Und schaue mir schönes Kunsthandwerk an. Und esse leckere, wärmende Kartoffelsuppe. Und trinke etwas Heißes. Und lausche plötzlich einer Art feierlicher Kirmesmusik, zu der ein clownesk geschminkter Mann im prächtigen (kurzärmligen!) Fahrendes-Volk-Outfit auftritt. Und sehe, wie die herumwirbelnden Fackeln, mit denen er jongliert, flackernd durch die Dunkelheit tanzen. Und freue mich über seinen Charme, mit dem er eine Zuschauerin in eine Messerjonglagenummer miteinbezieht. Und bilde mir ein, dass Schneeflocken fallen. Und fühle mich geborgen und das erste mal in diesem Jahr irgendwie…weihnachtlich. Und möchte all die unbekannten Menschen, die mit mir in diesem Hof stehen, umarmen.
Danke, Halle.

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